für Quereinsteiger |
Fotoarchiv | ||||
Rüdersdorf bei Berlin - um 1900 Kalkberge (Mark) - im nordöstlichen Brandenburger Landkreis Märkisch-Oderland, ca. 30 km vor den Toren der Bundeshauptstadt. Mit seinen Seen, Wäldern, Kanälen, seinem Heideland und Hügeln, einer Vielfalt von Pflanzen und Tieren zählt Rüdersdorf sicher zu den reizvollsten Gegenden unmittelbar vor den Toren Berlins und wurde schon früher von den Berlinern zahlreich genutzt. Ein Ausflug zu den Zeugen der ältesten Vergangenheit unserer Erde mit dem Fundort eines urzeitlichen Fischsauriers. Verkehrsanbindung mit der S-Bahn bis Berlin-Friedrichshagen, dann mit der historischen "Oldtimer" Tram 88 der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn (SRS) bis Heinitzstraße (Museumspark), oder Schiffsausflugsverkehr von Berlin-Treptow nach Rüdersdorf. Die einzige Schmalspurstraßenbahn im Berliner Raum fährt vorbei an Landschaften zum Träumen, von Berlin-Friedrichshagen nach Schöneiche und Rüdersdorf. Die "heutige Oldtimer" Traditionsbahn wird schon seit über 100 Jahren gehegt und gepflegt. |
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Ruckel - - - - Schuckel - - - - auf nach Rüdersdorf zum Museumspark - macht Spaß, aber hinsetzen oder gut festhalten (Fotos: April 2015). |
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Durch dörfliche Straßenzüge mit schönen Wohnhäusern und hübschen Villen, quer durch den Wald in "zügiger" Fahrt. Zu beachten ist noch, dass man bei der Fahrt nach Rüdersdorf drei "SRS" Haustarif Preisstufen durchfährt (A, B und C) ! |
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Fahrgastraum der "SRS" Oldtimer Tram 88 | Das "SRS" Oldtimer Straßenbahn-Depot, Station Rahnsdorfer Sfr. | ||||
Die natürlichen Kalksteinvorkommen in Rüdersdorf sind Muschelkalkhöhen, wo der Untergrund der eiszeitlichen Schuttdecke Norddeutschlands zutage tritt. Sie sind einmalig in Deutschland. Im Tagebau werden diese terrassenförmig abgebaut. Bereits im Jahre 750 begann der Abbau durch Zisterzienser Mönche. Hier wurden die Baustoffe für das Brandenburger Tor in Berlin, teilweise Reichstagsgebäude und Olympiastadion, Schloss Sanssouci in Potsdam sowie andere bedeutende Bauwerke und Wohnhäuser im Berliner und Brandenburger Raum produziert und Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Der Kalksteinabbau in Rüdersdorf führte zur Entstehung des heute weltweit größten geologischen Aufschlusses des Trias, einer bis zu 248 Millionen Jahre alten Erdschicht. In Rüdersdorf gelang dem schwedischen Geologen Otto Torell vor 150 Jahren der Nachweis der Eiszeiten in Mitteleuropa. ******************************************************************************************************************************************************* Fotos von August, September 2000 und April 2015 |
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(Foto: April 2015) Zugang (Eingangspavillon) zum Museumspark Baustoffindustrie Rüdersdorf, Heinitzstraße 11. Öffnungszeiten: April bis Oktober, täglich von 10:00 - 18:00 Uhr November bis März, täglich von 10:30 - 16 Uhr Auch Fossiliensuche - nach Voranmeldung, jeweils um 10:00 und 13:30 Uhr. |
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(Foto: Sept. 2000) Rechts vom Zugang steht das "traufständige", eingeschossige Wohnhaus mit Satteldach aus den Jahren 1773 bis 1774. Es ist ein sogenanntes "Kolonistenwohnhaus" mit Werkstattgebäude für einen Böttchermeister, der hier die notwendigen Holzfässer für das "königliche Bergamt Rüdersdorf" zum Versand von Brennkalk herstellte. Später wurde es für die Schule Hinterberge umgenutzt und diente danach noch als Lehrerwohnung. ************************************************************************ Als traufständig bezeichnet man ein Gebäude, bei dem die Dachtraufe des Hauses an oder parallel zur Straße gebaut wurde; der First verläuft dabei ebenfalls parallel zur Straße. ************************************************************************ Die vom preußischen König Friedrich II. mit Edikten angeworbenen "Kolonisten" errichteten in bestimmten Gebieten Preußens Kolonien mit einfachen Kolonistenhäusern aus den zur Verfügung stehenden regionalen Baustoffen. Die Kolonisten waren überwiegend böhmisch-mährische und Salzburger Exulanten (protestantische Glaubensflüchtlinge), Holländer, Sachsen, Hessen, Rheinländer und Hugenotten (französische Protestanten). |
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(Foto: April 2015) Das ehemalige alte Bergschreiberhaus und Bergamtshaus auf der linken Seite in der Heinitzstraße, vor dem Eingang in das Museumsdorf, wurde schon 1584 erwähnt. Das neuzeitliche Aussehen bekam es erst im 17. Jahrhundert. Hier wurde 1769 das neu gegründete Königliche Bergamt Rüdersdorf eingerichtet. Von 1831 bis 1945 bewohnten die jeweiligen Bergwerksdirektoren das Haus. Nach 1945 wurde es ein Betriebskindergarten mit Wochenheim. Es ist das letzte erhaltene Bauwerk aus einer großen Periode des Bergbaus in Rüdersdorf und der Mark Brandenburg. |
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Der terrassenförmige Kalksteintagebau hat heute eine
Länge von 4 km und eine Breite von 1 km. (Stand: Sept. 2000) Der anstehende Kalkstein ist triassischer "Muschelkalk" und ca. 240 Mio. Jahre alt. |
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(Foto: Sept. 2000) Nach der Wiedervereinigung produziert heute eine moderne Zementwerk-Fabrikanlage die Baumaterialien. Das negative Image des Ortes durch die Zementproduktion ist Dank umfangreicher Investitionen in den Umweltschutz, u.a. mit modernen Entstaubungsanlagen, längst Geschichte. Die Staubbelastung ist zum Beispiel um 53.000 t / Jahr auf unter 2.000 t / Jahr zurückgegangen! |
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Kalksteintagebau vor dem Energiepark
Rüdersdorf (Foto: April 2015). |
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Gescanntes Foto (Postkarte) aus dem Nachlass
meines Vaters, der damals als Klarinettist und Chorleiter Angehöriger der Rüdersdorfer Bergkapelle war und auch auf diesem Foto von 1929 abgebildet ist. Rüdersdorfer Bergfeste gab es schon immer. Die Rüdersdorfer Bergkapelle war früher sehr aktiv, hier neben der Zirkelbogenbrücke des Rumfordofens. Im Hintergrund rechts, der Durchgang zum Tagebau. Hier die offizielle Homepage der heutigen Rüdersdorfer Bergkapelle: https://www.bergkapelle-ruedersdorf.de |
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(Foto: Sept. 2000) Dieser Platz, des Fotos von 1929 (oben), jetzt im Museumspark Rüdersdorf, ist auch heute noch erkennbar. Der Weg unter den Kastanien führt durch den Tordurchgang zum Weg an der Bruchkante, mit Sicht auf den Tagebau. |
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(Foto: Sept. 2000) Ein Kalkbrennverfahren: Der schon teilweise restaurierte Rumfordofen 1 mit Zirkelbogenbrücke, 1805 bis 1826 erbaut. Sie diente als Beschickungsbrücke für den Transport des Kalksteins mittels Schienen und Loren, direkt vom Tagebau zum Ofen. |
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Küche
(Fotos:
Sept. 2000)
Wohnzimmer
? In der Brücke war auch eine Wohnung aus dem Jahr 1817 für den Kalkbrenner und seine Familie integriert, die noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bewohnt wurde! |
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(Foto: April 2015) Links, neben dem Rumfordofen 2, steht das "Bohlenbinderhaus" mit der zweiten eingerichteter Wohnung. Das Bohlenbinderhaus wurde 1817 erbaut. Unter dem Dach wurde der Kalkstein auf der so genannten Beschickungsebene vom Steinbruch zum Kalkofen transportiert. Um den damals herrschenden Wohnungsmangel für die Bergarbeiter zu lindern, wurden zwei Wohnungen in die Brücken eingebaut. |
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(Foto: April 2015) Das Bohlenbinderhaus an der Kammerofenanlage zwischen den Rumfordöfen, auch "Rüdersdorfer Öfen" genannt, ist die älteste erhalten gebliebene Arbeitsstätte für die Branntkalkherstellung. |
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(Foto: Sept. 2000) Der Uhrenturm wurde um 1830 und das Kalkmagazingebäude, die "alte Kalkscheune", um 1666 erbaut. In dem Gebäude wurde damals der Kalkstein in Fässern verpackt und eingelagert. |
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(Foto: April 2015) Nach der Restaurierung, das Kalkmagazingebäude und der Uhrenturm mit Café, Imbiss und saisonalen Ausstellungen. |
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(Foto: Sept. 2000) Eingang zur Schachtofenbatterie, die 1876 die Rumfordöfen ablöste, im Museumspark. |
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(Foto: Sept. 2000) Schachtofenbatterie, bestehend aus 18 Rumfordöfen, 1871 bis 1877 erbaut und bis 1968 in Betrieb, in bedrückender Ansicht. Sie erlaubte eine Steigerung der Produktion von gebranntem Kalk um etwa "1.000" Prozent. Die Natur hat sich hier ihren Platz schon wieder zurückgeholt, die Anlage wurde aber für Museumszwecke restauriert. |
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(Foto: April 2015) Die Schachtofenbatterie mit den 18 Rumfordöfen nach der Restaurierung, bekommt bei schönem Wetter erst jetzt, im Gegensatz zum oberen vorangezeigten Foto, einen Hauch von Romantik Von romantischen Technikern auch "Kathedrale des Kalk" genannt. |
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(Foto: April 2015) Zwischen den Schachtöfen kann man noch die Ruinen der alten Fabrikgebäude des ehemaligen Chemiewerkes Rüdersdorf sehen, das seit 1999 stillgelegt wurde. Herzlichen Dank an Herrn Reinhard Weisener aus Rüdersdorf für diesen o.a. Hinweis - nach der Wende 1990 die Firma Futterphosphat GmbH. |
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(Foto: Sept. 2000) Letzte stumme Zeitzeugen dieser harten, ungesunden und schmutzigen Arbeit. |
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(Foto: Sept. 2000) Ein echter, armer kopfloser "verkalkter Kumpel". In der DDR-Zeit von Strafgefangenen als Arbeiterdenkmal hier aufgestellt. |
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(Foto: Sept. 2000) Portal des Heinitz-Kanals, 1804 fertiggestellt, zum Transport der Kalksteine mit Oderkähnen nach Berlin, heute stillgelegt. |
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(Foto: April 2015) Hinter dem Portal des Heinitz-Kanals befindet sich der überdachte Eingang zum Heinitztunnel und heutige Sitz des Bergbauvereins. Dahinter, auf einer Anhöhe an der Bruchkante zum Tagebau, steht der 2004 neu errichtete Glockenturm von 1828. |
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(Foto: April 2015) Portal des Bülow-Kanals, 1816 zur Passage größerer Lastboote nach Berlin erbaut. Auf der dem Mühlenfließ zugekehrten Seite wurde dem überwölbten Kanal ein Portal angebaut. Die Bauzeit betrug 14 Monate - der Kanal war mit einer Treidelbahn versehen. |
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(Foto: April 2015) Der teilweise restaurierte Seilscheibenpfeiler, ein Funktionsbau von 1871, im Hintergrund mit Seilbahn-Umlenkstation von 1959, diente zur Aufnahme der Seilscheiben, in denen Stahlseile liefen, um die .......... |
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.......... Eisenbahn- bzw. Grubenwagen auf einer 205 m langen,
40 Grad schrägen Ebene
zu bewegen. Der Antrieb bestand aus zwei, parallel zum Seilscheibenpfeiler angeordnete Dampfmaschinen. Dieser Schrägaufzug beförderte den Kalkstein auf dem Schienenweg aus dem Tagebaubruch nach oben. Foto einer eingescannten Postkarte von Herrn Peter Wieteck aus Kleinmachnow. |
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(Foto: April 2015) Die Rückseite des Seilscheibenpfeilers mit der Sicht zum Kalksteintagebau. |
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(Foto: April 2015) Neben dem Seilscheibenpfeiler stand die Seilbahn-Umlenkstation von 1959, wo der Kalksandstein aus dem Tagebaubruch mit Hängeloren zur Verarbeitung in die Zementwerke weiter transportiert wurde. |
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(Fotos: April 2015) Die Seilbahn-Führungsscheiben und -Laufschienen auf dem Seilbahn-Turm für den Transport des Kalksandsteins mit Hängeloren. |
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Die gewaltigen Umlenkrollen auf dem Seilbahn-Turm für die
Hängeloren, mit Sicht zum nächsten Seilbahnträger. |
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(Foto: April 2015) Die heutigen "Lastboote" für den Transport des Kalksandsteins von Rüdersdorf auf dem Mühlenfließ, auf dem Weg zur Verarbeitung in andere Zementwerke. Über diese Wasserstraße wird seit Jahrzehnten der Zement aus dem Zementwerk Rüdersdorf nach Berlin oder über die Spree-Oder-Wasserstraße und die Havel-Oder-Wasserstraße bis nach Polen transportiert. |
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Der Energiepark Rüdersdorf hat eine Leistung von 5.400
kW. Mit dieser Anlage werden jährl. 7.850.000 kWh Strom erzeugt. Das reicht für die Versorgung von ca. 3.000 Haushalten, Stand: Sept. 2000. |
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(Foto: April 2015) Die Kirche von Rüdersdorf in der Nähe des Kalksteintagebaus. |
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Die Kirche von Rüdersdorf, das Baumaterial lag nicht
weit weg,
1871 aus Schaumkalk erbaut. Alle folgenden Fotos stammen von Sept. 2000. |
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Nach der Wende 1990 sind
viele der alten Häuser wieder
liebevoll restauriert worden. |
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Die Besucherzahlen in Rüdersdorf werden auch dadurch wieder steigen. |
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Direkte Umgebung der Rüdersdorfer Kalkbergwerke. |
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Seen und Wälder um Rüdersdorf laden, wie zu früheren Zeiten,
wieder zur Erholung ein. Die landschaftlich reizvolle Lage bietet viele Möglichkeiten für Wanderungen, Radtouren, Wassersport und Angeln. |
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Auffahrt auf den Rüdersdorfer Kalksee. |
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Wenn man gemütlich mit dem Ausflugsdampfer
von Berlin nach Rüdersdorf fahren möchte, muss dieser die Woltersdorfer Schleuse - mit Klappbrücke passieren, gelangt dann auf den Kalksee und den Hohlen See auf dem Mühlenfliess nach Rüdersdorf, Ortsteil Schulzenhöhe. Kammerlänge: 65,36 m Kammerbreite: 8,60 m Fallhöhe: 2,10 m Die Woltersdorfer Schleuse verbindet die Rüdersdorfer Gewässer mit der Spree. 1998 wurde die Schleuse mit viel Aufwand Grund instand gesetzt. Ursprungsjahr: 1550. |
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Rüdersdorfer Kalksee, mit Blick zum Energiepark Rüdersdorf (hinter der Autobahnbrücke vom Berliner Ring). Auch ein Seebad befindet sich hier am Ufer. |
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Mit dem Schiff von
Berlin auf der Hin- und Rückfahrt. |
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Die Umgebung des
Rüdersdorfer Tagebaubruchs und Zementwerks. |
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******************************************************************************************** Fotos von August, September 2000 und April 2015 ******************************************************************************************** Angaben der Frühgeschichte und Jahreszahlen auf dieser Seite, stammen teilweise aus dem Prospekt bzw. ausgestellten Tafeln des "Förderverein Museumspark Baustoffindustrie Rüdersdorf e.V." sowie aus dem Heft vom Selbstverlag: "Führer zur Geologie von Berlin u. Brandenburg" und geläufigen Lexika. ******************************************************************************************** |
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